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5,0 von 5 SternenReferenz!!
VonMika Kocham 4. April 2017
Hier ist schon eine Menge sinnvolles und zurecht außerordentlich lobendes gesagt worden. Dennoch mag ich meine Verzückung über vorliegende Aufnahme kundtun(zumal der letzte Beitrag ja auch schon ein paar Jährchen her ist). Zwei Dinge verbinden mich jetzt schon besonders mit dieser Aufnahme (und der Images cd auch von Boulez mit den Clevelands). Zum einen die Tatsache , dass ich offenbar schon mehr direkt von Debussy beeinflusste Musik gehört hab als mir bewusst war. Und zum anderen nach so langer Beschäftigung mit Referenzaufnahmen aus dem Jazz und der Kammermusik(auch z.T. orchestrale Musik) immer doch noch auf Überraschungen zu stoßen , die den Horizont erweitern. Debussy hatte ganz klar pure kompositorische Genialität und einen sanft/radikalen visionären musikalischen Geist zu bieten. Ich habe ihn erst in jüngerer Zeit intensiv gehört und erstaunliche Rückschlüsse auf die gesamte musikalische Entwicklung im 20. Jahrhundert gespürt. Im klassischen Bereich selbst aber auch in der Jazzorchestrierung wie in der Filmmusik bis hin sogar zu einiger Popmusik
sind die Referenzen zahlreich und deutlich. Mehrere Vergleiche von den zahlreichen Einspielungen seiner wichtigsten Orchesterwerke lassen dabei keinen Zweifel zu ,dass Boulez etwas außergewöhnliches geschaffen hat. Die vorliegende Aufnahme (und die andere Boulez/Debussy Einspielung aus den 90ern) wird dem Komponisten wohl mehr als gerecht. Sie präsentiert die Musik als fragile Kostbarkeit. Das Cleveland orchestra performt so sehr als Einheit und klangorientiert, dass auch das aller letzte bischen orchestraler Muff und das Gefühl von irgendeiner unbestimmten Mittelmäßigkeit wie weggeschwemmt werden. Diese Präzision ist schlichtweg faszinierend. Es mag sein ,dass Boulez ein wenig "entweder oder" ist. Klar , analytisch, modern und federleicht präsentiert er die Musik von allem schwerfälligen Popanz befreit. Was bleibt ist pure Ästhetik und ein klarer Blick auf die genial komplexen musikalischen Geflechte aus Debussys Feder. Zum Teil im zügigen Tempo und doch nie hastig durschwebt er zusammen mit den Clevelands die Musik, die in gewisser Weise traumartig oder wie halluzinativ vorbeizieht.
Auch wenn diese tendenziell modernere Version wie gesagt auch polarisieren mag. Mit Abstand und offenem Geist betrachtet ist es schwer Boulez hier irgenwelche Vorwürfe zu machen. Diese Aufnahme ist nicht weniger als Zeugnis einiger der raffiniertesten und besten Kompositionen
der Musikgeschichte und ist auch klanglich und technisch referenzwertig.