Am höchsten bewertete kritische Rezension
1,0 von 5 SternenVerdammt enttäuschend...
Kundenrezension aus Deutschland 🇩🇪 am 22. Januar 2016
Um einzuordnen, warum ich mir erlaube, eine solche Rezension zu schreiben, will ich kurz begleitend mitteilen, das ich mittlerweile über 24 Jahre in Führungspositionen tätig bin. Dabei habe ich mit knapp über 20 Jahren Abteilungen von 10 Mitarbeitern bis zu aktuell Unternehmen mit 250 Mitarbeitern geführt. Aus diesem Grund steht mein Bücherregal auch voll von Literatur rund um Mitarbeiterführung und ich behaupte mal kess, dass ich nicht nur einen guten Überblick über den Büchermarkt in diesem Bereich, sondern vor allem Erfahrung in der Mitarbeiterführung selbst habe. Aufgrund meiner unternehmerischen Ergebnisse habe ich zudem das Selbstbewusstsein gewinnen dürfen, in Sachen Mitarbeiterführung nicht völlig auf dem Holzweg zu sein.
Dieses Buch habe ich mir aufgrund der positiven Rezensionen gekauft, davon zum Zeitpunkt des Kaufes 8 mal mit 5 Sternen.
Umso enttäuschter bin ich nun nach der Lektüre dieses Buches. Jede Seite wurde eine größere Qual beim Lesen. Ich hatte mir aber vorgenommen, es dennoch zu Ende zu lesen, um mir ein Urteil bilden zu können. Sagen wir mal so: Es war zwar schwer, aber ich habs letztendlich geschafft. Gott sei Dank.
Es beginnt schon mit einem völlig irreführenden Titel, der grundsätzlich in Zeiten von "Kuschelführung" eine für mich attraktive, jedoch provokative Aussage beinhaltet, dass eine Führungskraft nicht dazu da ist, der beste Freund, sondern der beste Förderer zu sein, um Mitarbeiter voranzubringen. Mehr als im Titel finde ich dazu im Buch jedoch selbst leider nichts, was diese Aussage nachhaltig stützt.
Ganz im Gegenteil handelt das Buch eine idealistische Führungsplatitüde nach der anderen ab. Es ist ein Sammelsurium von persönlichen Meinungen zu Führungsthemen, die der Autor aber weder durch eigene Erfahrungen wirklich belegen kann, noch die Hintergründe für seine Thesen erläutert. Er baut Thesen durch selbstausgedachte Geschichten auf, die aber genauso falsch wie richtig sein können. Er behauptet einfach.
Phrasen wie "Boni bringen nichts - sie müssen nicht extrinsisch motivieren, sondern ihre Mitarbeiter müssen intrinsisch motiviert sein." sind ja nun mittlerweile auch etwas abgehalftert. Im Übrigen auch einfach mal eine Behauptung...einen Beleg dafür bringt der Autor nicht.
"Ihre Abteilungen sollten an einem Strang ziehen, daher sollten sich ihre Abteilungen kennenlernen", "Wenn Ihr Mitarbeiter zu viel redet, kanalisieren Sie seine Redewasserfälle", "Der Chef als Coach", "Erlauben Sie, dass Ihre Mitarbeiter Fehler machen.", "Fordern Sie viel von Ihren Mitarbeitern" - jau, alles schön und gut und doch in den meisten Fällen sehr idealistisch und realitätsfern. Es scheint mir fast so, als hätte der Autor selbst noch nie wirklich geführt, sondern sich ein paar gut klingende Artikel aus diversen Medien zusammengeklaubt, um ein Buch voll zu bekommen und mit dem einzig interessanten - dem reißerischen Titel - verkaufsfähig zu machen.
Wenn dann auf der Rückseite des Buches noch steht "Führung für Fortgeschrittene" fällt es mir schwer, nicht zu schmunzeln.
Sorry, lieber Autor, normalerweise soll jeder sein Business machen, so gut er kann, aber nach den ganzen positiven Rezensionen, möchte ich einfach mal einen begründeten Gegenpol setzen und ganz deutlich sagen, dass ich dieses Buch als eines der schwächsten Bücher in Sachen Mitarbeiterführung empfinde, welches (noch) in meinem Regal steht.
Und wenn ein solcher Titel dann nur dazu genutzt wird, um ein Buch vielleicht an den ein oder anderen mehr zu verkaufen, macht es mich schon fast sauer.
Lange Rede, kurzer Sinn: Das Buch mag nette Geschichten zusammenzufassen für junge Führungskräfte, die mit großem Idealismus an ihre neuen Aufgaben herangehen, aber das selbstauferlegte Prädikat "Führung für Fortgeschrittene" ist schon fast eine Respektlosigkeit gegenüber jeder gestandenen Führungskraft.
Wenn es so einfach wäre, ein gutes Buch zu schreiben, dann mache ich das in den nächsten 14 Tagen auch und behaupte einfach in jedem Punkt das Gegenteil - kann ja auch nicht richtiger oder falscher sein als das, was ich hier lesen musste.