Der Film wurde mir heute ausschnittsweise bei einer Fortbildung gezeigt. Daher wollte ich ihn zu Hause unbedingt einmal ganz sehen.
Dummerweise sind die deutschen Untertitel ein einziger Albtraum und man versteht kaum die Zusammenhänge. Es ist sehr schade, dass sich niemand die Mühe gemacht hat, eine gute Übersetzung einzufügen!

Auf der DVD Version ist wohl eine Übersetzung vorhanden, die ist aber nur für über 60€ von Drittanbietern erhältlich.
Schlechter Service!

Dieser Film hat mich sehr berührt, weil er die schwierige Situation von (erwachsenen) Autistinnen verdeutlicht, die entweder gar nicht oder völlig falsch diagnostiziert werden und für die es bis Heute immer noch zu wenig passende Hilfe gibt (Schulen, Zentren, Ärzte und Therapeuten) und die dann deshalb falsch und im schlimmsten Fall auch "schädlich" therapiert warden. Zu sehen, wie deutlich schlechter es Sabine nach dem Psychiatrie-Aufenthalt, durch die Neuroleptiker und Zwangsbehandlungen, geht macht mich wütend und traurig. Psychiater und Angestellte in der Psychiatrie haben doch die Pflicht Ihr handeln und Ihre Diagnosen und Medikationen sorgfältig zu überdenken und dem Menschen zu helfen. Aber wenn es dem Menschen hinterher schlechter geht als vorher und der Mensch quasie fast nicht mehr als solches "existiert", weil die starken Medikamente das Gehirn geschädigt haben und der Mensch einfach nur noch ruhig gestellt ist, dann läuft in der Psychiatrie doch etwas grundlegendes gravierend schief.
Um so schöner ist es dann, die starke Bindung zwischen Sabine und Ihrer Schwester Sandrine zu sehen und die vielen schönen, innigen und lustigen Momente im Film beobachten zu dürfen, die mit Sabine entstehen. Dieser Film ist eine, finde ich, eine Liebeserklärung von Sandrine an Ihre Schwester Sabine und vielleicht auch der Versuch mehr Verständnis, Tolleranz und Mitgefühl für Menschen mit Autismus zu verbreiten und gewinnen. Vielen Dank für diesen ehrlichen und liebevollen Einblick in Sabines Leben.

Bei dem völlig zu Unrecht sehr unbekannten Film "Ihr Name ist Sabine" geht es um die Lebensgeschichte einer Autistin. Der Film erschien 2007 im französischen Original, initiiert von der Schwester (Schauspielerin Sandrine Bonnaire) der gezeigten Autistin. 2009 kam der Film auf DVD in Deutschland heraus. Man hat die Wahl zwischen deutschem Untertitel und deutschem "Voicecover".

Die Geschichte von Sabine erinnert mich ein wenig an Mary Shelley`s Frankenstein. Da ist ein junges Mädchen, dass lebensfroh und voller Energie ist. Ihre autistischen Züge machen sich nur sehr subtil bemerkbar. Sie schaut oftmals etwas abwesend, versteht nicht immer die Bedeutung der Worte usw.. Aber... ihr sind ihre Beziehungen, Akzeptanz usw. sehr wichtig. Der Film dokumentiert den stufenweisen Abbau von Lebensfreude, Vertrauen, Fähigkeiten usw. Dies geschieht durch Abwertungen in der Schule, die Ablösung der Kinder vom Elternhaus (und damit entstehende Distanz) und letztlich durch einen Psychiatrieaufenthalt.

Die Umsetzung erfolgt durch nachträglich dokumentierte Privatvideos und eigens für den Film entstandene Aufnahme von Sabine in einer Wohngruppe für Autisten. Der Fokus liegt dabei auf Sabine und deren Kommunikation mit ihrer Schwester Sandrine, die sowohl die Kamera (mit einer Assistentin) führt, zu sehen ist, Regie und Drehbuch für den Film machte. Am Rande erfolgen auch Gespräche mit einer Fachkraft aus der Psychiatrie, den Autisten von Sabine`s Wohngruppe und ihren Angehörigen.

Besonders extrem und bedrückend wirkt der Film dadurch, dass sich sehr frühe Bilder der Kindheit und Bilder der Gegenwart immer wieder gegenübergestellt werden. Die Aufzeichnungen der Gegenwart ähneln auch etwas Privatvideos, Sabine war zum Zeitpunkt der Entstehung des Films 38 Jahre alt. Die Bild- und Tonqualität ist jedoch sehr gut. Durch den Stil ensteht meines Erachtens auch eine gewisse "Nähe" zum Geschehen. Das Switchen zwischen Kindheit/Jugend und Gegewart findet den gesamten Film durchgehend statt. Am Ende wird es dadurch besonders intensiv, dass man Sabine beim Schauen der alten Videos sieht. Dabei wird dem Zuschauer wechselhaft Sabine als Seherin gezeigt und die Bilder, die sie gerade sieht.

Ich finde es sehr schade, dass der Film in Deutschland weitestgehend unbekannt ist. Ich finde den Film sehr viel gelungener als Spielfilme, die das Thema Autismus behandeln (Der Bekannteste darunter ist "Rain Man". Spielfilme zeichnen oft ein sehr romantisches und populäres Bild, ihr Ende ist oftmals ein Happy Ende. "Ihr Name ist Sabine" ist der einzige mir bekannte Film über Autismus, der den gesamten Werdegang einer autistischen Person zeigt.

Die Altersfreigabe ab 6 Jahren ist dem Film angemessen, da es keine besonders brutalen oder anderen Szenen gibt, die eine andere Altersfreigabe rechtfertigen würden. Jedoch ist der Film nicht derart, dass ich glauben würde, sehr junge Zuschauer könnten damit viel anfangen.