Promovieren mit Plan: Ihr individueller Weg: von der Themensuche zum Doktortitel (Uni-Taschenbücher M) Broschiert – 1. November 2006

der Aufbau des Buches ist sehr unübersichtlich und war nicht sofort ersichtlich. Für mich stellt sich da die Frage wie soll mir ein Buch ohne roten Faden eine gute Diss ermöglichen.

Ratgeber für Promovierende gehören zu den Büchern, die es bei ihren Käufern und potenziellen Kunden besonders schwer haben. Das erkennt man daran, dass die Bewertungen der Bücher oft zwischen einem Stern und fünf Sternen polarisieren und nicht selten Verrisse als besonders hilfreich empfunden werden. Woran liegt das? Werfen wir dazu einen Blick auf dieses Buch und seine Bewertungen.
Promovieren mit Plan – das klingt erst einmal gut. Auch der Aufbau des Buches in fünf konsekutive Abschnitte, die jeweils einer Phase der Promotion entsprechen (Einstieg, Konkretisierung, Forschung, Texterstellung, Abschluss) und die Empfehlungen der Autorinnen zur Selbstorganisation, zur Themenwahl, zur Erhebung und Verwaltung der eigenen Daten, zur Prüfungsvorbereitung bis hin zum Umgang mit Chefs und Kollegen sind durchaus nachvollziehbar. Dennoch ist es offenbar allein damit nicht getan, wie man aus den Bewertungen ableiten kann.
Eines der Probleme ist wohl, dass die Ratschläge der Autorinnen (natürlich) auf ihren eigenen Erfahrungen beruhen, die sie in den Geistes- bzw. Sozialwissenschaften gewonnen haben. Promotionen in diesen Wissenschaften laufen jedoch anders ab als in der Medizin, in Jura, in den technischen Disziplinen oder in den Naturwissenschaften. Das bedeutet wiederum, dass viele Ratschläge, sollen es denn überhaupt welche sein, allgemein gehalten sein müssen, etwa nach dem Motto: „Erstellen Sie einen Arbeitsplan und nutzen Sie die täglichen Hochphasen Ihres individuellen Biorhythmus’ für geistig besonders fordernde Aufgaben“. Solche Aussagen werden die meisten Promovierenden indes als banal empfinden, und ich vermute, das ist weitgehend unabhängig davon, ob sie die in dem Buch enthaltenen Anregungen grundsätzlich akzeptieren oder gleich als nicht umsetzbar verwerfen.
Die Enttäuschung vieler LeserInnen ist somit groß, weil der Ratgeber nicht leistet, was man sich von ihm erwartet oder zumindest erhofft hat. Doch selbst der beste Ratgeber kann einen Promovierenden nicht an die Hand nehmen und ihm sagen, was genau in seiner spezifischen Situation zu tun ist. Natürlich wäre es toll, wenn das Lesen eines Ratgebers so etwas wie einen HB-Effekt zur Folge hätte (= dann geht alles wie von selbst), aber gerade bei der Erkundung von Neuland, und genau das bedeutet Promovieren doch, ist man selbst da, wo vorn ist. Wo also soll die Hilfe herkommen? Ein wesentlicher Teil der Promotionsleistung liegt eben nicht zuletzt darin, über lange Zeit einen sehr einsamen Weg zu gehen. Wie dieser Weg aussieht und welche verschlungenen Pfade und Irrwege man dabei einschlägt, ist eigentlich zweitrangig. Entscheidend ist nur, dass der Atem reicht, um am Ziel anzukommen.
Allerdings tragen die Autorinnen auch durch ihren Schreibstil dazu bei, dass das Buch nur auf verhaltene Resonanz stößt. Das fängt bereits beim Vorwort an: „Hinweise, Tipps und Tricks in diesem Ratgeber werden Ihnen den Weg zum Ziel erleichtern: den erfolgreichen Abschluss Ihrer Promotion“. Ist die erfolgreiche Promotion also der Weg zum Ziel? Was ist dann das Ziel? Oder sollte es „dem erfolgreichen …“ heißen? Schwer zu verstehen ist auch der Satz: „Zwar steckt das viel beschworene Postulat der Interdisziplinarität trotz allgemeiner Anerkennung aufgrund der "Abschottungstendenzen" der einzelnen Disziplinen noch immer in einer Warteschleife“ (S. 16). Ein Postulat, das in einer Schleife steckt (die übrigen Ungereimtheiten lasse ich bewusst weg)? Hier habe ich mich gefragt, wie die Autorinnen anderen helfen wollen, wenn sie selbst nicht ausdrücken können, was sie meinen. Und geradezu kontraproduktiv für einen Promotionsratgeber fand ich den Satz (S. 61): „Was tun angesichts der immer offensichtlicheren Unzulänglichkeit menschlicher Leistungsfähigkeit?“ Das klingt nach Resignation, nicht nach Motivation.
Doch es gibt auch richtig gute Sätze in dem Buch. Dazu gehören aus meiner Sicht: „Stellen Sie ihre Arbeitsergebnisse vor und nutzen Sie die Chance, dass andere Menschen sich mit Ihrem Thema auseinandersetzen …“ und: „Nur eine geschriebene Dissertation ist eine gute Dissertation“. Konkret bedeutet der zweite Satz nämlich: „Schreiben Sie, und zwar so oft und so viel wie möglich! Machen Sie sich dabei keine Gedanken über den Papierverbrauch und auch nicht darüber, ob Ihre Doktorarbeit literarischen Anforderungen genügt; es reicht völlig, wenn sie von einem kleinen, fachinternen Kreis verstanden wird. Halten Sie sich also nicht lange mit der Suche nach besonders wohlklingenden Formulierungen auf. ‚Schöne’ Bücher können Sie später immer noch schreiben.“
Gäbe es in den Promotionsratgebern mehr Appelle dieser Art, wäre ihre Akzeptanz vermutlich wesentlich höher. Denn PromovendInnen brauchen vor allem eines: das Gefühl, ihre Aufgabe meistern zu können. Und genau darin sollten die Ratgeber sie unterstützen.

150 Seiten belangloses Geschwafel, das keinerlei Informationswert besitzt. Wer in diesem Buch auch nur einen einzigen Hinweis findet, der ihm nicht schon aufgrund seines gesunden Menschenverstandes klar war, dem kann sowieso nicht mehr geholfen werden. Stimmen Sie ihr Promotionsvorhaben mit Ihrem Partner ab, suchen Sie sich zum arbeiten einen ruhigen Platz... da wäre ich alleine gar nicht drauf gekommen. Das Buch ist eine Unverschämtheit. Kaufen Sie es nicht!!!

Der erste Eindruck des Buches stimmt recht hoffnungsvoll, denn es ist solide gegliedert nach "Einstiegsphase", "Konkretisierungsphase", "Forschungsphase", "Erstellungsphase" und "Endphase". Auch werden die spezifischen Situationen von erxternen und internen Promovendinnen durchgängig berücksichtigt. Doch reduziert sich der eigentliche Informationsgehalt häufig auf allgemeine Hinweise, wie z.B. "Eine nüchterne Büroatmosphäre wirkt sich oftmals positiv auf die Arbeitsmoral aus" (ach was?). Viele neue Hinweise finden sich m.E. nicht. Die meisten Tipps, die von den Autorinnen mitgeteilt werden, sollten angehenden DoktorandInnen nicht neu sein. Die Hinweise zum "individuellen Weg von der Themensuche zum Doktortitel" (s. Untertitel) sind das Geld nicht wert.

Man benötigt weniger als 15 Minuten, um zu erkennen, dass dieses Buch keine Hilfe ist. Wirkliche Themen und Probleme werden überhaupt nicht behandelt, statt dessen wird an vielen Stellen auf die Frage intern oder extern promovieren eingegangen, als wenn dies die einzige Entscheidung wäre. Das Buch ist zwar günstiger, als z.B. der "Promotionsratgeber", aber dafür bekommt man hier auch keinerlei nützliche Information, während das Produkt aus dem hause Oldenbourg viele Hinweise gibt, wie man die kleinen Problemchen der Dissertation lösen kann.

Ich habe selten ein so schlecht geschriebenes Buch gelesen. Und die angepriesenen "Tips und Ticks" sucht man vergeblich. Statt dessen wird nur auf Dinge eingegangen, die niemanden interessieren.
Auch scheint es wohl nicht mehr so ganz zeitgemäß, von "PromovendInnen" und "Doktormüttern" zu reden. Mag sein, daß die beiden Autorinnen hier anderer Meinung sein mögen, jedoch kenne ich keine junge Dame, die sich mit "Diplom-Ingenieurin" ansprechend läßt. Im Gegenteil: sie bevorzugen "Diplom-Ingenieur".
Ich kann jedem nur abraten, dieses Buch zu kaufen. Das Geld investiert man besser in ein Buch über Projektmanagement oder den "Leitfaden zur Erstellugn von Studien-/Diplomarbeiten und Dissertationen" (kostet weniger und enthält wesentlich mehr und bessere Informationen).