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Der Kalender Gebundene Ausgabe – 1. Januar 1999
- SpracheDeutsch
- HerausgeberHeyne
- Erscheinungstermin1. Januar 1999
- ISBN-103453153596
- ISBN-13978-3453153592
Von der Marke

Produktbeschreibungen
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Das Buch ist chronologisch geordnet und konzentriert sich hauptsächlich auf die Jahrhunderte, die zur Übernahme des Gregorianischen Kalenders (unseres modernen Kalenders) 1582 durch die katholische Kirche führten. Dazwischen beschreibt Duncan die alten Kalender zahlreicher Kulturen auf der ganzen Welt, von Indien über Ägypten bis hin zum Reich der Maya. Im Mittelalter versuchten die christlichen Kirchen, wissenschaftliche Untersuchungen zu verhindern. Sie stützten sich dabei auf die Theorie, daß es falsch sei, die Beschaffenheit von Gottes Schöpfung in Frage zu stellen. Dies behinderte die weitere Verbesserung des Kalenders und die Förderung wissenschaftlichen Strebens erheblich. Bis zum 16. Jahrhundert wichen Europas Kalender bereits 11 Tage vom Sonnenjahr ab, was zur Folge hatte, daß Ostern am falschen Tag gefeiert wurde. Ein Wissensschub aus Indien und dem Nahen Osten brachte die Europäer wieder auf den richtigen Kurs. Duncan porträtiert die vielen Mathematiker, Philosophen und Mönche, die das Ordnen der Zeit zu ihrer Lebensaufgabe gemacht haben. Dieses Buch ehrt die Bemühungen dieser Gelehrten und untersucht, wie die Politik und die Religion die gesellschaftliche Auffassung der Zeit im Laufe der Geschichte beeinflußten. --Jill Marquis
Pressestimmen
Produktinformation
- Herausgeber : Heyne (1. Januar 1999)
- Sprache : Deutsch
- ISBN-10 : 3453153596
- ISBN-13 : 978-3453153592
- Amazon Bestseller-Rang: Nr. 3,316,110 in Bücher (Siehe Top 100 in Bücher)
- Nr. 6,941 in Volks- & Völkerkunde (Bücher)
- Nr. 14,283 in Astronomie (Bücher)
- Nr. 509,088 in Politik & Geschichte (Bücher)
- Kundenrezensionen:
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Nicht mehr als ein Lippenbekenntnis ist dementsprechend auch Duncans Aussage, er habe “sicherlich viele hundert Primär- und Sekundärquellen konsultiert” [371]. Umso schwerer wiegt, dass all die vorgebliche Belesenheit nicht ausreichte, um die vorgefertigten Meinungen, mit denen sich der Autor über sein Thema hermachte, auch nur ansatzweise zu korrigieren. So stößt man in der ansonsten größtenteils banalen Titelanhäufung der “Bibliographischen Anmerkungen” [371-376] allen Ernstes auf Lynn Thorndikes Aufsatzzweiteiler “The True Roger Bacon” (1916), einem so wegweisenden wie kompromisslosen Debunking des berüchtigten Franziskaners und angeblichen Begründers der modernen empirischen Wissenschaft, nur um im ersten Kapitel von Duncans Buch (“Ein einsames Genie und die Wahrheit über die Zeit”) einen Doctor mirabilis präsentiert zu bekommen, der irgendwo zwischen den historischen Schmierenfiguren aus Jacopo Belbos Pastichen im “Foucaultschen Pendel” und den heftigsten Feuchtträumen eines Andrew Dickson White oder Dan Brown hin- und heroszilliert. Folgende Leseprobe aus dem Anfang des Buches soll an dieser Stelle genügen:
“Vor siebenhundert Jahren sandte ein kränkelnder englischer Ordensbruder ein flehentliches Schreiben nach Rom. Es war der an Papst Clemens IV. persönlich gerichtete, flammende Appell, endlich die Zeit zurechtzurücken...Wenn man dies nicht korrigere, werde sich der März am Ende in den tiefsten Winter und der August in den Frühling verschieben. Was in diesen gottesfürchtigen Zeiten allerdings weitaus schwerer wog, war die Tatsache, daß, so Bacon, die Christen irgendwann Ostern und alle anderen Feiertage an den falschen Tagen begehen würden. Diese Behauptung war im Jahre 1267 so ungeheuerlich, daß Bacon um ein Haar als Häretiker angeklagt worden wäre, weil er die Wahrhaftigkeit der katholischen Kirche in Frage stellte.” [19-20]
Es versteht sich von selbst, dass die einzige “ungeheurliche Behauptung” in diesem Zusammenhang von Duncan selbst stammt, der sich seine Fakten offenbar notfalls auch gerne herbeilügt, wenn sie nur der Darstellungstendenz genügen. Und so wundert es nicht, wenn in der schon erwähnten Literaturliste auch Daniel J. Boorstins unsägliches "The Discoverers" (1983) auftaucht, dessen Kenntnis man Duncan ausnahmsweise aufs Wort glaubt – denn wenn jemand gezeigt hat, wie man das Vorhaben, die Wissenschaftsgeschichte im Sinne der eigenen Wunschvorstellungen glattzubügeln, professionell (und mit Traumauflagen) umsetzt, dann doch wohl dieser einstige U.S. Librarian of Congress.
Freilich ist der kränkelnde (Husten? Schupfen? Heiserkeit?) Ordensbruder nur die Overtüre zu einem weitaus ambitionierteren Vorhaben, das den Kalender im Prinzip nur als Vorwand nimmt um uns quasi im Vorbeigehen eine komprimierte (und weltanschaulich gefilterte) Menschheitsgeschichte zu verabreichen – denn ein Mann wie Duncan interessiert sich natürlich für die ganz großen Zusammenhänge, weshalb er seinen Streifzug durch die Epochen dort beginnt, wo er zwangsläufig beginnen muss: Bei “einem unbekannten Mann, der, in Rentierfelle gehüllt und einen Adlerknochen in der Faust, zum Himmel blickt.” [28]
Wer angesichts solch ruchloser Klischeeanhäufungen nicht klein beigibt (oder sich lachend an den Epilog von Houellebecqs La possibilité d’une Isle erinnert), weil er mit Schrecken vorausahnt, dass es auch auf den nächsten 350 Seiten unablässig so weiter gehen wird, bis endlich die Gegenwart erreicht ist, darf im Folgenden (Kapitel 2: “Frau Luna, Verführerin der Zeit”) erfahren, wie ein haariger Homo sapiens, “gewissermaßen die Cro-Magnon-Version von Roger Bacon” [29] vor angeblich 13 000 Jahren den ersten Mondkalender bastelte, was zu allerlei heiteren Exkursen über die wechselhafte Beziehung des Menschen zu seinem Lieblingserdtrabanten Anlass gibt (“Eskimos essen bei Neumond reichlich Fisch, außerdem stellen sie angeblich ihre Lampen nach draußen und tauschen Frauen aus” [33]). Auf unserem Streifzug durch die antiken Kulturen lernen wir “Frau Luna” jedoch auch “als hinterlistige Verführerin” kennen, “denn sie brachte die Kalendermacher auf den falschen Weg” [36]. Dass Duncan hiermit anscheinend ein moralisches Verdikt verbindet, zeigt sich auch in seiner Rede von der “fanatische[n] Treue” der Babylonier zu “Frau Luna”, welche die Entwicklung des ersten Lunisolarkalenders notwendig machte. Viel mehr Wohlwollen finden dagegen die Ägypter, welche schon vor 6000 Jahren die Länge des Sonnenjahres gekannt haben sollen, aber bevor man sich ängstlich nach “Stargate” und Erich von Däniken umblicken kann, kommen prompt das Nilometer und der Hundsstern zum Einsatz und die Gefahr ist (vorerst) gebannt [40-43]. Das anschließende Gefasel über Stonehenge (gähn) und die Maya (deren Kalendersystem angeblich “genauer war als das der spanischen Eroberer” [44], was Duncan aber durch seine eigenen Ausführungen widerlegt) interessiert wirklich niemanden und so wacht man erst im alten Rom wieder auf, wo man sich über die verblüffend einfache Erklärung für die Entstehung unseres heutigen Sonnenkalenders wundert: “Denn es war mitnichten die Leidenschaft des römischen Kaisers [gemeint ist C. Iulius Caesar, der natürlich kein Kaiser war; G.E.] für eine exakte Zeitmessung, die zur Übernahme des ägyptischen Systems führte, sondern seine Liebe zu einer legendären Königin” [48] – die über einen miesen Charakter, aber eine bemerkenswerte Nase verfügte. Duncan scheut sich auch keineswegs diesen seinen Humbug dem arglosen Leser mit der wohl unglaubwürdigsten aller Primärquellen zu Caesar (Lukan) schmackhaft zu machen, um sich anschließend in endlosen Exkursen zu ergehen, die einem Kenner von “Asterix und Kleopatra” nur wenig Neues vermitteln können. Was der Autor dabei über die Geschichte des römischen Kalenders berichtet, übergehen wir hier mit peinlich berührtem Schweigen und würden am liebsten auch die nachfolgenden zwölf Kapitel keines weiteren Blickes würdigen, wenn, ja wenn...Seite für Seite türmt der Autor seine Platitüden auf, kein Klischeebild ist zu überholt und kein historisches Urteil zu altbacken, um von ihm links liegen gelassen zu werden. Duncans Sprache ist laut, plump, markig, polternd (und wird in der wirklich erbärmlichen deutschen Übersetzung von Kristiana Ruhl nur noch lauter, plumper, markiger, polternder) und fühlt sich nur in der Hyperbel wirklich zu Hause. Karl der Große, ein kühl kalkulierender Politiker und Analphabet, wohnt in einer “ebenso eindrucksvolle[n] wie düsteren Burg” [177]. Das Mittelalter ist finsterer als die Nacht, das Licht kommt aus dem Orient. Wenn ein Mönch oder Kleriker etwas Kluges sagt, dann ist er sofort ein Genie, Ketzer, Querkopf, der von seinen Zeitgenossen nur Unverständnis erntet. Die ganze Geistesgeschichte erscheint als ein einziger epischer Kampf zwischen diesen Propheten der modernen Wissenschaft und den “Spiritualisten” (Duncans Begriff für besonders religiöse Menschen, so als wäre das früher einmal eine isolierte Gruppe gewesen) oder “Traditionalisten”. Die katholische (die Betonung auf “katholisch” oder “römisch-katholisch” ist dem Autor dabei stets sehr wichtig) Kirche ist natürlich seit jeher ein unterdrückerischer Hort der Irrationalität und die größte Feindin des Fortschritts gewesen und wenn Duncan in seiner spektakulär unsensiblen Wortwahl vom frühmittelalterlichen “Pakt” [162] zwischen der Kirche und den Fürsten Europas zur systematischen Beherrschung ihrer Untertanen erzählt, dann zeigt seine ansonsten vulgär-positivistische Geschichtskurve ganz unverhoffte (und vermutlich unbeabsichtigte) Ausschläge in Richtung Marx und Engels. Die Ideen der Alten ernten Duncans überschwängliches Lob, wenn er sie in den “Ergebnissen” der modernen Naturwissenschaft wieder findet, allen anderen begegnet er mit altväterlich-tadelndem Kopfschütteln. Immer wenn Duncan (mit nervtötender Redundanz) auf das geozentrische Paradigma der antiken und mittelalterlichen Kosmologie (meine Formulierung, nicht seine) zu sprechen kommt, hat man das schleichende Gefühl, dass er die damaligen Astronomen für ihren bestialischen Irrtum am liebsten nachsitzen lassen würde.
Mit Überschreiten der Schwelle zur Neuzeit werden Duncans Ausführungen fokussierter, sachlicher, teilweise sogar angenehm informativ, wenngleich auch hier kaum eine Seite vergeht, ohne dass ein Zusammenzücken angesichts eklatanter Fehler (Joseph Scaliger als angeblicher Erfinder der Julianischen Tageszählung) und marktschreierischer Formulierungen fällig würde. Am Ende stehen wir mit Duncan im United States Naval Observatory, Washington, DC, und bestaunen eine moderne Atomuhr. Die Tatsache, dass unsere Sekunde heute auf den Strahlungsübergängen im Caesiumatom basiert, fasziniert Mr. Duncan (der von Caesium spricht, als handele es sich um einen seltenen Raumschifftreibstoff aus Star Trek) gar sehr und so nimmt er seinen Besuch in Washington zum Anlass, um in einem belanglosen möchtegernphilosophischen Vortrag über unser Verhältnis zur Zeit im Wandel der Zeiten und die unmenschliche Hektik der modernen Konsumgesellschaft zu schwadronieren. Das Buch schließt wie ein Buch dieses Kalibers schließen muss: “Aber jetzt muss ich gehen, denn ich habe keine Zeit.”
Über die Zeit, die er seinen Lesern gestohlen hat, verliert er kein Wort.