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Heinrich der Löwe: Eine Biographie Taschenbuch – 1. Juli 1993
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Taschenbuch
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- SpracheDeutsch
- Herausgeberdtv Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG
- Erscheinungstermin1. Juli 1993
- ISBN-103423046015
- ISBN-13978-3423046015
Produktinformation
- Herausgeber : dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG; 4. Edition (1. Juli 1993)
- Sprache : Deutsch
- ISBN-10 : 3423046015
- ISBN-13 : 978-3423046015
- Amazon Bestseller-Rang: Nr. 879,597 in Bücher (Siehe Top 100 in Bücher)
- Nr. 2,811 in Mittelalter Allgemein
- Nr. 58,161 in Biografien & Erinnerungen (Bücher)
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Das Buch ist in zwölf Kapitel unterteilt, die im Inhaltsverzeichnis stichwortartig die Einzelthemen angeben, so dass man gezielt auf sie zugreifen kann. Die Quellen zu den Kapiteln befinden sich, ebenso ein zusammenfassendes Literaturverzeichnis nebst Zeittafel, Stammbäumen, Karten sowie Register der Personen- und Ortsnamen im Anhang. Die Sprache ist nicht wissenschaftlich abgehoben, sondern gut verständlich.
Zu Beginn verfolgt Jordan die Ursprünge des Welfengeschlechts, die, sieht man von der legendenhaften Verklärung durch die damalige Hofgeschichtsschreibung ab, im 8. Jahrhundert unter der Herrschaft der Pippiniden, der Vorläufer der Karolinger, zu verorten sind. Positiv hervorzuheben ist, dass Jordan, bevor er auf den Protagonisten seiner Biographie eingeht, die gesellschaftlichen Verhältnisse und Herrschaftsstrukturen zur Zeit Heinrichs des Löwen (1129/31 bis 1195) erklärt.
Das 12. Jahrhundert war durch weitere radikale Umbrüche gekennzeichnet. Das für die Unabhängigkeit der Kirche bahnbrechende Reformpapsttum des 11. Jahrhunderts, das sich aus den Bindungen der weltlichen Herrschaft weitgehend gelöst hatte (Stichwort: Investiturstreit), behauptete sich gegen die Vereinnahmung durch das staufische Kaisertum. Ob allerdings in den Auseinandersetzungen zwischen Kaisertum und Papsttum das von Kaiser Otto dem Großen im 10. Jahrhundert geförderte Reichskirchensystem zusammenbrach (S. 13), ist fraglich. Denn nach dem Wormser Konkordat von 1122 bestimmte allein der König/Kaiser über die Vergabe eines Territoriums als Lehens an einen Bischof, seine Existenzgrundlage, so dass sich im Wesentlichen nichts änderte (vgl. Wilfried Hartmann, Der Investiturstreit, 3. Auflg., München 2007, S. 49). Das unter der Herrschaft der römischen (deutschen) Könige und Kaiser stehende Reich war neben dem byzantinischen Kaierreich nicht mehr die allein dominierende Kraft in Europa. Denn die Könige von England, Frankreich und Sizilien regierten ihre zum Teil größeren Herrschaftsgebiete souverän und in eigener Regie. Neue Gesellschaftsschichten bildeten sich in der nach wie vor überwiegend agrarisch geprägten Bevölkerung heraus, wie das Rittertum, die Ministerialität und das städtische Bürgertum. Mit der Entwicklung des nach Unabhängigkeit strebenden, stark kaufmännisch orientierten Bürgertums in den Städten Ober- und Mittelitaliens, Nordfrankreichs, Flanderns und einigen rheinischen Städten gewann die Geldwirtschaft immer mehr an Bedeutung. Bevölkerungsüberschuss verursachte eine zunehmende Besiedlung der Ostgebiete. Das geistige Leben wurde durch die rational orientierte scholastische Wissenschaft nachhaltig beeinflusst. Neue Orden wurden gegründet (z. B. Zisterzienser, Prämonstratenser). Der gotische Baustil löste den romanischen ab. In der Literatur bildeten sich weltliche Werke in den jeweiligen Volkssprachen heraus (Minnesang und höfischer Roman).
Vor diesem historischen Hintergrund präsentiert Jordan den steilen Aufstieg und tiefen Fall des Protagonisten, dessen welfische Vorfahren es verstanden hatten, durch kluge Heiratspolitik und geschicktes politisches Taktieren ihre Herrschaft über Bayern hinaus auch in Norddeutschland zu begründen und zu manifestieren.
Über die Kindheit Heinrichs des Löwen ist nichts bekannt. Er erhielt wohl die für einen nicht zum geistlichen Beruf bestimmten Adeligen übliche ritterliche Erziehung. Das bedeutete schwerpunktmäßig das Erlernen des Waffenhandwerks. In der Regierungszeit des Stauferkönigs Konrads III. wurde Heinrich nach dem Verzicht auf das Herzogtum Bayern als Herzog von Schwaben anerkannt. Als solcher erweiterte er kontinuierlich seinen Herrschaftsbereich, teilweise mit Gewalt und gegen den Willen des Königs. Den Höhepunkt seiner Macht erlebte Heinrich während der Regierungszeit Kaiser Friedrichs I. (1152 bis 1190), seines Vetters. Im Jahre 1154 wurde ihm das Herzogtum Bayern zugesprochen, das er 1156 in Besitz nahm. Tatkräftig und mit Erfolg nahm Heinrich am ersten Italienzug seines Vetters im Jahre 1154 teil, der zu dessen Kaiserkrönung in Rom führte. Auch den vom Kaiser zur Disziplinierung der oberitalienischen Städte, die zum Reichsgebiet gehörten und zum Teil ihre Autonomie ertrotzt hatten, im Jahre 1162 durchgeführten Italienzug unterstützte Heinrich an der Spitze eines militärischen Aufgebots. Bis zum Zerwürfnis mit dem Kaiser bei Chiavenna im Jahr 1176 dehnte Heinrich seine Herrschaft stetig nach Osten aus. Er erwarb das niedergebrannte Lübeck, ließ es wiederaufbauen und schuf die Voraussetzungen, die Lübeck später zu einer der führenden Hansestädte werden ließen. Zeitgleich mit der nach Osten ausgerichteten Expansionspolitik behauptete Heinrich in heftigen Kämpfen mit geistlichen und weltlichen Fürste Sachsens und benachbarter Territorien, die wegen seiner rigorosen Expansionspolitik ihnen gegenüber sowie seines harten Herrschaftsregiments ausgebrochen waren und vier Jahre dauerten, seine Vormachtstellung, allerdings mit Rückendeckung seines kaiserlichen Vetters. Im Herzogtum Bayern, das er 1176 zum letzten Mal besuchte, war Heinrich nicht in derartige Machtkämpfe verwickelt. Jordan gibt einen fundierten Einblick in die Verwaltungsstrukturen beider Herzogtümer (S. 124 bis 164) und geht auf die Stadtentwicklungen von Braunschweig, Stade, Bremen, Lüneburg, Hannover, Göttingen und München sowie ihre wirtschaftliche, fiskalische und militärische Bedeutung für Heinrich ein (S. 131 bis 148).
Zum Bruch zwischen Kaiser und Herzog kam es auf dem fünften Italienzug Friedrichs I. im Jahre 1176, an dem Heinrich der Löwe nicht teilnehmen musste. Nach anfänglichen Erfolgen geriet der Kriegszug, der sich gegen den von Friedrich I. nicht anerkannten Papst Alexander III. und die von diesem unterstützten oberitalienischen Städte richtete, die sich zum Lombardenbund zusammengeschlossen hatten, vor der Stadt Alessandria ins Stocken. Der Kaiser musste sich zurückziehen. Ein nachfolgender Vorfriede und weitere Friedensverhandlungen hatten keinen Erfolg. Der Kaiser benötigte zur Fortführung des Kriegszugs militärische Hilfe. Deswegen traf er sich im Jahre 1176 mit Heinrich in Chiavenna am Comer See. Inständig, aber vergeblich bat der Kaiser seinen herzogliche Vetter um militärische Unterstützung, nach Jordan sehr wahrscheinlich mit einem Fußfall (S. 189). Das Motiv der Weigerung Heinrichs lässt sich aufgrund der Quellen nicht eindeutig belegen (Jordan, S. 190; Ehlers aaO., S. 226 f.; Knut Görich, Friedrich Barbarossa, Eine Biographie, München 2011, S. 483 f.). In der Schlacht von Legnano wurde das Heer Friedrichs I. von der Streitmacht des Lombardenbundes vernichtend geschlagen. Nunmehr änderte der Kaiser seine bisher auf militärische Stärke gestützte Italienpolitik. Er erkannte Alexander III. als rechtmäßig gewählten Papst an, schloss mit ihm einen Friedensvertrag und mit dem Lombardenbund einen Waffenstillstand ab. Dann kehrte er 1178 in seinen schwäbischen Herrschaftsbereich zurück. Zugleich mit Friedrich I. kehrte Philipp von Heinsberg (1167 bis 1191), der den Kaiser begleitet hatte und Nachfolger des in Rom 1167 an der Pest gestorbenen Erzbischofs Rainald von Dassel war, nach Köln zurück. Er war der neue Shooting Star. Je mehr der Stern Heinrichs verblasste, desto heller erstrahlte der Stern des Erzbischofs in der kaiserlichen Gunst bis er schließlich am kaiserlichen Hof die Stellung Heinrichs des Löwen einnahm. Am Anfang des Niedergangs standen territoriale Streitigkeiten zwischen Heinrich einerseits und dem Erzbischof in Westfalen und einigen Fürsten in Sachsen andererseits. Beide Streitparteien erhoben Klage beim Kaiser. Dieser vertagte den Rechtsstreit auf den Anfang 1179 abgehaltenen Reichstag in Worms. Trotz Ladung erschien Heinrich der Löwe nicht, ebenso wenig zu den folgenden Reichstagen in Magdeburg, Kayna und Würzburg. Daraufhin wurden Heinrich seine beiden Herzogtümer und sämtliche Lehen aberkannt, die der Kaiser unter den loyalen Fürsten neu verteilte. Warum Heinrich, ausgenommen der Reichstag in Worms, den nachfolgenden Reichstagen fernblieb und damit "sehenden Auges" seinen Niedergang provozierte, erklärt Jordan pauschal, allerdings nicht sehr überzeugend, mit übersteigertem Selbstbewusstsein und falscher Einschätzung politischer Gegebenheiten (S. 197 ff., S. 209 f.). Gleiches gilt für Ehlers (aaO., S. 330 ff.). Ebenso könnten Machtbewusstsein Friedrichs I. sowie Neid, Missgunst und Machtstreben der anderen Fürsten, vor allem des Kölner Erzbischofs (vgl. Gerhard Kallen, Philipp von Heinsberg, Rheinische Lebensbilder, Bd. I, Düsseldorf 1961, S. 12 ff.), für den Sturz Heinrichs ausschlaggebend gewesen sein. Faktisch blieb Heinrich zunächst im Besitz seiner Herzogtümer und verteidigte sie erfolgreich gegen seine kölnischen und sächsischen Widersacher. Erst als der Kaiser mit einem Reichsheer in die Kämpfe eingriff und viele Anhänger Heinrichs von ihm abfielen, musste der Löwe 1181 kapitulieren. Er unterwarf sich dem Kaiser, auf dessen Fürsprache die gegen ihn verhängte Reichsacht aufgehoben wurde, so dass er einige Besitzungen zurückerhielt. Heinrich musste sich verpflichten, für drei Jahre zu seinem Schwiegervater, dem englischen König Heinrich II., ins Exil zu gehen, dessen Tochter Mathilde er 1168 geheiratet hatte. Das zweite Exil im Jahre 1189, bedingt durch die ablehnende Haltung gegenüber dem versöhnungsbereiten Kaiser, beendete Heinrich vorzeitig, weil seine Frau in Braunschweig verstorben war und der Kaiser sich auf einem Kreuzzug befand, auf dem er 1190 verstarb. Heinrich gelang es trotz Anfangserfolge nicht, seine alte Herrschaft gegen den Widerstand Kaiser Heinrichs VI., Sohn Friedrichs I., wiederherzustellen. Kurz vor seinem Tod im Jahr 1195 versöhnte sich der herzogliche Welfe mit dem kaiserlichen Staufer.
In den letzten beiden Kapiteln geht Jordan auf Kunst und Wissenschaft im Umkreis Heinrichs des Löwen und anhand von historischen und literarischen Quellen auf sein Erscheinungs- und Charakterbild ein.
Fazit: Das Buch bietet einen umfassenden, teilweise bis ins Einzelne gehenden Einblick in die gesellschaftlichen Verhältnisse des 12. Jahrhunderts. Es verdeutlicht die Einbindung Heinrichs des Löwen in ein Netzwerk, das weit über seine beiden Herzogtümer Sachsen und Bayern hinausging und in dem er innerhalb Europas eine Stellung erreichte, die der eines Kaisers und Königs fast gleichkam. Jordan beschreibt plausibel die Stationen des Niedergangs des Herzogs. Seine spekulative Interpretation, Ursache seien ein übersteigertes Selbstbewusstsein und eine falsche Einschätzung der politischen Verhältnisse gewesen, ist nicht zwingend, aber angesichts der widersprüchlichen Quellen nicht als Minus zu werten. Abschließend hebt Jordan gut nachvollziehbar die Bedeutung seines Protagonisten für die Entwicklung des modernen Staates und der deutschen Verfassungsgeschichte hervor.
Jordans "Heinrich der Löwe" ist trotz der neueren Biographie von Ehlers nicht überholt und uneingeschränkt empfehlenswert.
H.-P. Kroll
Sehr interessant für alle die sich für Braunschweig und Heinrich der Löwe interessieren