Electric Punishment

Herrlich!!!
Jo, das ist das, was man erwartet, wenn man an die Begriffe Melodic/Power/Speedwasweißich-Metal denkt.

Der Gesang findet sich so in etwa zwischen Carl Albert (R.I.P.) und dem Ripper Owens. Sehr g*** ;)
Der Sound homogener als auf Razorback Killers. Die Gitarrenharmonien in der Rhythmusarbeit einfach unschlagbar Vicious Rumors. Dafür habe ich sie schon in den 90ern bewundert.
Coole Songs mit gesunder Härte, Speed und Nackenmuskulatur-Trainingspotential :-)

War das letzte Album "Razorback Killers" komplett Back To The Roots und somit für mich nicht nur eine faustdicke Überraschung sondern zugleich auch das Beste seit "Welcome To The Ball", so zeigt das neue Album nun wieder eine kleine Kurskorrektur. Es ist insgesamt gesehen etwas langsamer, schwerer und härter als der Vorgänger. Einzelne Songs tendieren stark in Richtung Thrash Metal. Besonders die ersten drei. Auch und besonders der Gesang ist ein gutes Stück düsterer und Thrash-lastiger ausgefallen. Mit "Escape (From Hell)" ist ein richtiger Diamant an Bord. Diese Thrash/Power-Ballade ähnlich Metallica's "Welcome Home" ist nicht nur eine große Überraschung, sie ist auch wirklich toll geworden. Das Doppel-Power-Paket "Dime Store Prophet" und "D-Block" rahmt den Song klasse ein. Die beiden sind wohl die oldschooligsten Nummern auf dem Album. "Together We Unite" ist ein schöner Live-Rocker - für Konzerte wie gemacht, für Vicious Rumors völlig untypisch. Mir gefällt der Song trotzdem ganz gut. Zum Ende hin hat man dann mit Thirst For A Kill noch einen tollen Up-Tempo-Headbanger aufgenommen. Was die abschließende Kiss-Covernummer "Strange Ways" auf dem Album soll, erschließt sich mir nicht wirklich. Der Song ist für mich ein Fremdkörper. Wenn schon ein Kiss-Cover dann doch Detroit Rock City, Cold Gin, Black Diamond oder etwas anderes aus dem Best-Of-Bereich und nicht so eine laue B-Seite, die nichtmal Kiss-Fans im Original öfter als einmal anhören wollen. Eine kleine Anmerkung zu Cover bzw. Artwork: Nicht wirklich gelungen. Zumindest mir gefällt es nicht. Da hätte man sich mehr Mühe geben können, zumal das vorherige Album ein starkes Cover ziert. Ansonsten durchaus eine Runde Sache. Ein gutes, wenngleich auch kein geniales Album. Den direkten Vorgänger Razorback Killers finde ich um einiges stärker, da ich die "alte Schule" mit den Alben bis Word Of Mouth plus "Razorback Killers" doch mehr mag, als die etwas langsameren und Thrash-lastigeren neuen Sachen. Da die Band in Kürze bei mir um die Ecke spielt, bin ich mal gespannt, wie die neuen Songs Live rüberkommen ;-)

Anspieltips: D-Block, Dime Store Prophet, Escape (From Hell), Thirst For A Kill

Update 10.05.2013: Gestern konnte ich Vicious Rumors Live in der kleinen Rockkneipe "Florinsmarkt" in Koblenz (ca. 60-80 Personen finden dort Platz) aus der ersten Reihe mit direktem Kontakt zur Band bei großartiger Stimmung bzw. Club-Atmosphäre erleben. Gespielt wurden vom neuen Album der Titelsong, D-Block und I Am The Gun. Was soll ich sagen? Live absolute Granaten. Bei diesem ca. 90-minütigen Auftritt kamen ansonsten unter anderem Mr. Miracle, Murderball, Razorback Blade, Let The Garden Burn, Abandoned, Don't Wait For Me und On The Edge zum Einsatz. Leider nicht gespielt wurden die Songs Soldiers Of The Night und Digital Dictator. Nun, die habe ich auf der letzten Tour schon hören dürfen. Daher hat es mir sehr gefallen, auch einmal andere Songs Live serviert zu bekommen. Als große Überaschung stand James Rivera von Helstar hinterm Mikro, der ja schon die Warball eingesungen hatte, weshalb die neuen Songs durchgehend in einer etwas höheren Stimmlage dargeboten wurden. Genial! Wer die Gelegenheit hat die Band auf dieser Tour irgendwo Live zu erleben: Hingehen! Vicious Rumors sind Live einfach eine Macht!

Mit "Electric Punishment" habe V.R. meiner Meinung nach die beste Scheibe seit 20 Jahren eingespielt. Geoff Thorpe u.Co. bieten modernen Powermetal mit fettem Sound und sehr gutem Gesang ( mittlerweile wurde Brian Allen ja durch Nick Hollemann ersetzt, der aber auch ein Super-Sänger ist - habe ihn schon live erlebt :-), aber auch ruhigere Momente fehlen nicht. Und mit "Escape (from Hell)" befindet sich ein wirklicher Über-Song auf der CD-für mich einer der besten Songs von V.R. überhaupt. Also: CD kaufen !!

Ich freue mich wirklich für die US-Metaller VICIOUS RUMORS, dass sie mittlerweile ein halbwegs stabiles Line-Up haben und wieder richtig Gas geben können. Aber nur halbwegs stabil? Ja, denn an der zweiten Gitarre gibt es mit Thean Rasmussen einen Rückkehrer zu vermelden, der sich der Band nach den Aufnahmen zum letzten Album “Razorback Killers” wieder angeschlossen hat. Erfreulicherweise ist der Posten des Sängers wohl in nächster Zeit nicht gefährdet und so veredelt Brian Allen auch das neue Studioalbum “Electric Punishment” mit seinem variantenreichen Gesang.

Als Konstante kommt hinzu, dass sich die Band um Gitarrist Geoff Thorpe auf den letzten beiden Releases wieder gefangen zu haben scheint. Sowohl “Warball”, als auch “Razorback Killers” konnten zu großen Teilen songwriterisch überzeugen. Mit “Electric Punishment” gehen Thorpe und seine Jungs noch einen Schritt weiter in die eigene Vergangenheit, nur um die Band einen weiteren Schritt nach vorne zu bringen. Die Songs klingen wieder mehr nach einer Mischung aus den frühen Alben der Band und der “Word Of Mouth”-Phase und zeigen eine Band, die eine Frischzellenkur durchlaufen zu haben scheint. Der Esprit ist wieder da und Songs wie “I Am The Gun”, die starke Halbballade “Escape (From Hell)”, den aggressiven “Thirst For A Kill” und vor allem “Block D” zeigen VICIOUS RUMORS als eine vitale Band, die sich ihrer neugewonnenen Stärke durchaus bewusst ist und das auch entsprechend musikalisch umsetzt. Die typischen Gitarrenharmonien stehen wieder im Vordergrund und auch gesanglich liefert Brian Allen hier seine bislang beste Leistung für die Band ab.
Allerdings haben sich auch auf “Electric Punishment”, wie auch auf den vorangegangenen beiden Alben, Nummern eingeschlichen, die das Qualitätslevel der anderen Stücke nicht so ganz erreichen. “Eternally” und “Dime Store Prophet” wirken in ihrer Harmlosigkeit wie die typischen Lückenfüller. Beide Songs können weder durch interessantes Riffing, noch mit überzeugenden Spannungsbögen punkten. Die Songs plätschern am Hörer vorbei ohne großartig im Ohr hängen zu bleiben. Kein Vergleich zu einem Track wie “Black X List”, der frisch und unverbraucht aus den Boxen ballert.

Trotz dieser beiden vermeintlichen Ausfälle, ist das restliche Material stark genug um eine Kaufempfehlung auszusprechen. Alleine das Quartett zu Beginn der Platte dürfte Fans die Freudentränen in die Augen treiben. Ich bin gespannt, ob VICIOUS RUMORS der ganz große Wurf, wie damals mit “Digital Dictator”, noch einmal gelingt. Für den Moment ist “Electric Punishment” aber definitiv ein starkes Album, das von dem gelungenen KISS-Cover “Strange Ways” abgeschlossen wird. US-/Power-Metal-Fans sollten ihrem Einkaufszettel eine neue Position hinzufügen.