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Die Jahre mit Laura Diaz: Roman Gebundene Ausgabe – 1. März 2000
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- Seitenzahl der Print-Ausgabe560 Seiten
- SpracheDeutsch
- HerausgeberDeutsche Verlags-Anstalt DVA
- Erscheinungstermin1. März 2000
- Abmessungen14.6 x 4.5 x 22.1 cm
- ISBN-103421052735
- ISBN-13978-3421052735
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Produktbeschreibungen
Leseprobe. Abdruck erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Rechteinhaber. Alle Rechte vorbehalten.
Manchmal läßt sich die Erinnerung wie mit Händen greifen. Die am häufigsten erzählte Familiensage hatte mit dem Mut von Großmutter Cósima Kelsen zu tun, als sie in den siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts nach México-Stadt fuhr, um die Möbel und die Ausstattung für ihr Haus in Veracruz zu kaufen, und als auf der Rückfahrt die Postkutsche, in der sie reiste, von Banditen angehalten wurde, die noch die malerische Volkstracht der Chinacos trugen – breitkrempiger runder Hut, kurze Wildlederjacke, Hosen mit weiten Beinen, Kurzschaftstiefel und Sonorenser Sporen. Alles mit Knöpfen aus Altsilber besetzt.
Cósima Kelsen schilderte lieber diese Art Einzelheiten, als über das eigentliche Ereignis zu berichten. Was die Darstellung der kleinen Geschichte noch anschaulicher werden ließ und dadurch noch unglaublicher und außerordentlicher, so altvertraut sie uns auch vorkam, wurde sie doch von etlichen Stimmen erzählt und ging – man lasse die Redundanz gelten – von Hand zu Hand, denn um Hände (oder vielmehr um Finger) ging es in ihr.
Die Postkutsche wurde an jener seltsamen Stelle angehalten, die El Cofre de Perote heißt und wo der Reisende nicht hinauf in den Dunst gelangt, sondern aus klarer Berghöhe hinab in einen Nebelsee steigt. Die in Rauch gehüllte Gruppe der Chinacos erschien unter Pferdegewieher und Pistolendonner. »Geld oder Leben« war ja eigentlich das Losungswort, diese Banditen aber waren origineller und verlangten: »Leben oder Leben«, als verstünden sie scharfsinnig den stolzen Seelenadel und die unbeugsame Würde, die die junge Doña Cósima ihnen von Beginn an zeigte.
Nicht einen Blick gönnte sie ihnen.
Der Anführer der Bande, ein früherer Hauptmann des geschlagenen kaiserlichen Heeres Maximilians, hatte lange genug mit dem Hof von Chapultepec zu tun gehabt, um auf soziale Unterschiede zu achten. Zwar war er in der Gegend von Veracruz wegen seiner sexuellen Gelüste berühmt – man nannte ihn den »Protz von Papantla« –, aber er wußte doch treffsicher zwischen einer Señora und einem leichten Mädchen zu unterscheiden. Den ehemaligen Kavallerieoffizier hatte die Niederlage des Kaisers, die schließlich zur Erschießung von Maximilian, Miramón und Mejía führte, zum Banditentum gezwungen. »Die drei M’s, mierda!« rief der abergläubische mexikanische Condottiere manchmal. Der Respekt, den er vornehmen Damen erwies, stellte sich unwillkürlich bei ihm ein; der Räuber wußte genau, was er der jungvermählten Doña Cósima zu sagen hatte, die zuerst seine wie Kupfersulfat glänzenden Augen sah und dann die rechte Hand ostentativ ans Kutschenfenster legte.
»Bitte, Señora, geben Sie mir Ihre Ringe.«
Die Hand, die Cósima herausfordernd aus der Kutsche streckte, glänzte im Schmuck eines Goldreifs, eines augenblendenden Saphirs und eines perlenbesetzten Rings.
»Das sind mein Verlobungsring und mein Trauring. Die muß man mir erst abschneiden.«
Genau das tat der fürchterliche kaiserliche Chinaco, ohne lange zu
zögern, als folgten beide dem entsprechenden Ehrenkodex: Mit einem Machetenhieb schnitt er der jungen Großmutter Doña Cósima Kelsen die vier hervorstehenden Finger der rechten Hand ab. Sie sträubte sich nicht. Der ungestüme kaiserliche Offizier nahm das rote Tuch herunter, das er nach altem Chinaco-Brauch um den Kopf geschlungen hatte, und bot es Cósima an, damit sie sich die Hand verbinden konnte. Er ließ die vier Finger in seinen Hut fallen und stand wie ein hochmütiger Dieb da, mit den Fingern der schönen Deutschen als Almosen. Als er sich schließlich den Hut wieder aufsetzte, rann ihm das Blut übers Gesicht. Dieses rote Bad wirkte bei ihm so natürlich wie bei anderen ein Kopfsprung in einen See.
»Danke«, sagte die junge und schöne Cósima und blickte ihn ein einziges Mal an. »Wünschen Sie noch etwas?«
Als Antwort versetzte der Protz von Papantla dem nächststehenden Kutschpferd einen Peitschenhieb auf die Kruppe, und die Postkutsche rollte bergab, dem heißen Küstenland von Veracruz jenseits der Gebirgsnebel entgegen, ihrem Bestimmungsort.
»Daß mir keiner diese Señora noch einmal anrührt«, sagte der Anführer zu seiner Bande, und alle verstanden, daß dann ihr Leben auf dem Spiel
gestanden hätte, aber auch, daß sich ihr Anführer für einen Augenblick, und vielleicht für immer, verliebt hatte.
»Aber wenn er sich in die Großmutter verliebt hatte, warum gab er ihr dann die Ringe nicht zurück?« fragte Laura Díaz, als sie alt genug war, Fragen zu stellen.
»Weil er kein anderes Andenken an sie hatte«, antwortete Tante Hilda, die älteste der drei Töchter Cósima Kelsens.
»Aber was hat er denn mit den Fingern getan?«
»Darüber redet man nicht, Mädchen«, antwortete energisch und ärgerlich die zweite des Trios, die junge Doña Virginia, und ließ ihr Buch herabsinken, eines von den zwanzig, die sie voller Stolz jeden Monat las.
»Hüt dich vorm Zigeuner«, sagte die gefräßige, Silben verschluckende Köchin der Hazienda mit ihrem Akzent des Küstenlandes. »Der schneidt Kinderfinger ab und macht Pasteten draus.«
Laura Díaz besah sich ihre Hände – ihre Händchen –, sie streckte sie aus und schnipste unbekümmert mit den Fingern, als klimperte sie auf dem Klavier. Dann versteckte sie die Hände unter der Schulschürze mit den kleinen blauen Karos. Immer ängstlicher beobachtete sie, wie emsig sich die Finger im Haus des Großvaters regten, als wären alle zu jeder Zeit damit beschäftigt, das zu gebrauchen, was der Protz von Papantla der damals jungen, schönen, gerade erst angekommenen Großmutter Doña Cósima entrissen hatte. Tante Hilda spielte mit einer Art heimlichem Fieberwahn auf dem Steinway-Flügel, der aus New Orleans im Hafen von Veracruz eingetroffen war, nach einer langen Fahrt, die den Reisenden jedoch kurz vorkam, denn wie sie Señorita Kelsen erzählten, hatten die Möwen den Dampfer, oder vielleicht den Flügel, von Louisiana bis Veracruz begleitet.
»Besser wäre es für Mutti gewesen, nach La Nouvelle-Orléans zu fahren, um den Trousseau zu kaufen«, prahlte und kritisierte Tante Virginia in einem Atemzug. Für sie war es so natürlich, verschiedene Sprachen zu vermischen, wie sie die Lektüre verschiedener Bücher vermischte und sich in untadeliger Haltung ihrem Vater widersetzte. New Orleans war jedenfalls die Veracruz am nächsten liegende Handelsmetropole. Dort hatte der von der Diktatur des Hinkebeins Santa Anna ins Exil getriebene junge Liberale Benito Juárez gearbeitet und in einer Fabrik kubanische Zigarren gewickelt. Ob es wohl eine Gedenktafel gab, nachdem Juárez die Franzosen besiegt und er, der so ein kleiner, häßlicher Indio war, den Befehl gegeben hatte, den ausnehmend stattlichen Habsburger Maximilian zu erschießen?
»Die Habsburger haben Mexiko länger als jeder andere regiert, vergiß das nicht. Mexiko ist österreichischer als sonst etwas«, sagte die belesene und schriftstellernde Virginia zu ihrer jüngeren Schwester Leticia, der Mutter von Laura Díaz. Leticia ließen solche Belehrungen kalt, sie bedeuteten nichts für das, worauf es ihr ankam: ihr Heim, ihre Tochter, ihre Küche, ihre eifrige Hingabe an das tägliche Leben.
Die melancholischen Nachklänge hingegen, die Hildas gewandte Finger den Préludes Chopins, ihren Lieblingsstücken, verliehen, erhöhten alle Traurigkeit, die in dem geräumigen, aber einfachen Haus auf dem Hügel über dem tropischen See herrschte, bestehende, erinnerte und voraussehbare.
»Wären wir anders, wenn wir in Deutschland aufgewachsen wären?« fragte Hilda wehmütig.
»Ja«, antwortete Virginia schnell. »Und wenn wir in China geboren wären, wären wir noch ganz anders. Assez de chinoiseries, ma chère.«
»Hast du kein Heimweh?« wandte sich Hilda an Leticia.
»Wieso? Ich bin nie dort gewesen. Nur du«, sagte Virginia und wies Hilda damit zurecht, obwohl sie Leticia anblickte.
»Es gibt viel zu tun im Haus«, schloß Leticia.
Wie alle Landhäuser, die Spanien in der Neuen Welt hinterließ, hatte dieses nur...
Produktinformation
- Herausgeber : Deutsche Verlags-Anstalt DVA; 3. Edition (1. März 2000)
- Sprache : Deutsch
- Gebundene Ausgabe : 560 Seiten
- ISBN-10 : 3421052735
- ISBN-13 : 978-3421052735
- Abmessungen : 14.6 x 4.5 x 22.1 cm
- Amazon Bestseller-Rang: Nr. 1,595,973 in Bücher (Siehe Top 100 in Bücher)
- Nr. 219 in Karibische & Lateinamerikanische Literatur
- Nr. 79,803 in Gegenwartsliteratur
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Es gelingt ihm aber nicht immer, seine Hauptfiguren ebenso facettenreich und glaubwürdig zu zeichnen. Trotz aller Bemühungen des Autors bleibt seine Laura Díaz sohin ein distanzierter Charakter, deren Wesen den Leser weniger berührt als die Rahmenhandlung.
Bei Carlos Fuentes' "Die Jahre mit Laura Díaz" bleibt nur noch die Methode. Die Geschichte selber ist todlangweilig. Der Titel sagt bereits alles: Welche Jahre? Und wer ist Laura Díaz? Eine Unbekannte. Als Romanfigur eine Totgeburt, die einzig und allein als Medium der Geschichte dient, die erzählt werden soll. Und erzählt werden sollen die Jahre, nämlich die Jahre des 20. Jahrhunderts von Mexiko. Es handelt sich also um eine Versuchsandordnung: Man nehme irgendeine eigenschaftslose Figur und führe sie durch die Wirren der Zeit, lasse sie mit den großen Persönlichkeiten der Nation verkehren, als da wären Diego Riveras, Frieda Kahlo, Revolutionären, Staatsmännern und Outlaws und schon hat man seinen grandiosen zeitgeschichtlichen Roman - alles ein wenig aufgetischt mit den Mitteln des Magischen Realismus.
Warum soll ich das lesen? Es langweilt mich. Und zwar, weil die Figuren alle nicht echt sind, weil sie keinen Charakter haben, weil sie lediglich als Mittel benutzt werden, um die Geschichte des Landes zu erzählen. Nach der Hälfte dieses 600-Seiten Romans habe ich das Handtuch geworfen.
Thomas Reuter
Wohlbehütet auf der Kaffeeplantage des deutschstämmigen Großvaters aufgewachsen, lebt Laura Diaz zunächst als Hausfrau und Mutter. Nach dem Tod ihres Mannes, eines revolutionären Arbeiterführers, hat sie Kontakt zu dem legendären Künstlerpaar Frida Kahlo und Diego Rivera. Sie lebt mit verschiedenen Männern zusammen und entwickelt sich spät zu einer erfolgreichen Fotografin.
Carlos Fuentes, selbst in den USA aufgewachsen, spannt in seinem Buch auch einen Bogen in die wechselhaften Beziehungen zwischen Mexiko und den USA, wo ein Enkekind von Laura Diaz in Detroit in einem Wandgemälde von Diego Rivera das Bild der Laura Diaz entdeckt. Dies wird zum Ausgangspunkt des Romans, der äußerst eindringlich, phantastisch und sehr bildhaft die Lebenswege seiner Romanfiguren aufzeichnet. Carlos Fuentes, in der Tradition der großen lateinamerikanischen Autoren, entwickelt auch in seinem jüngsten Roman eine erzählerische Kraft und Authentizität, die den Leser zu fesseln vermag.