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Öko-Nihilismus: Eine Kritik der Politischen Ökologie Taschenbuch – 1. April 2007
Es überrascht, daß gerade ihre eindrucksvollen Ergebnisse bei der Reinhaltung der Gewässer und der Luft die Umweltpolitik in die Falle des Populismus, in eine von Katastrophenangst und Hysterie getriebene mentale und tendenziell auch ökonomische Abwärtsspirale lockten. Mit anderen Worten: Als die Bekämpfung konkreter, messbarer Belastungen von Wasser und Luft bereits große Fortschritte gemacht hatte und die Umweltpolitik somit dabei war, sich selbst überflüssig zu machen, begannen sich Politiker um ungelegte Eier zu sorgen, indem sie sich im Namen des „Vorsorgeprinzips“ der vorgeblichen Bekämpfung hypothetischer Zukunftsprobleme wie dem als Bedrohung hingestellten Klimawandel zuwandten.
Gärtner zeigt auch, dass die dem „Vorsorgeprinzip“ zugrunde liegende Denkfigur des Alles oder Nichts ein Kind des Kalten Krieges zwischen dem mehr oder weniger marktwirtschaftlich verfassten Westen und der Befehlswirtschaft des kommunistischen Ostens ist. Es ließen sich damit Investitionen rechtfertigen, die sich - rein ökonomisch gesehen - bei weitem nicht rechneten. Ging es dabei doch um den Fortbestand der westlichen Welt als solche, d.h. um eine reale Bedrohung von Freiheit und Demokratie. Werde diese Logik jedoch auf hypothetische Gefahren angewandt, drohe das Abgleiten in den Nihilismus, warnt Gärtner.
Nihilist sein heißt nach Albert Camus, irgendetwas für wichtiger zu erachten als das menschliche Leben in Freiheit und Würde. Aktuelle Musterbeispiele dafür sind ohne Frage islamistische Selbstmord-Attentäter. Weniger offenkundig ist die nihilistische Tendenz bei vielen Umweltschützern. Doch auch sie stellen, wie Gärtner nachweist, nicht selten fragwürdige Ziele wie den Schutz des (nicht definierbaren) „Weltklimas“ durch eine drastische Drosselung des Ausstoßes des angeblichen „Klimakillers“ Kohlendioxid (CO2) und die Förderung so genannter erneuerbarer Energien mithilfe von Zwangsabgaben über das Ziel der Bewahrung von Freiheit und Menschenwürde. Sie nehmen dabei, so Gärtner, nicht nur in Kauf, dass die Armen infolge der Verteuerung von Nahrung und Energie noch ärmer werden, sondern verschlechtern auch allgemein die Voraussetzungen für den Fortgang technischer Innovationen und des wirtschaftlichen Wohlstands.
Noch boomt die deutsche Wirtschaft. Noch sind Strom, Gas und Benzin für die meisten einigermaßen erschwinglich. Aber wenn das von der Bundesregierung bereits beschlossene Programm einer 40-prozentigen CO2-Einsparung bis zum Jahre 2020 bei gleichzeitigem Ausstieg aus der Nutzung er Atomenergie umgesetzt wird, könnte das ganz anders aussehen, mahnt Gärtner. Er zeichnet nach, wie der „Klimaschutz“ zur letzten Bastion derer wurde, die auch im Zeitalter der Raumfahrt, der Globalisierung der Märkte und des Internet an der Fiktion einer geschlossenen Welt festhalten und Politik weiterhin im Sinne einer paternalistischen und protektionistischen Hauswirtschaft betreiben wollen. In diesem Sinne, so Gärtner, ist der Ansatz vieler heutiger Ökologen „verrückt“. Doch eine Welt, in der für Glaubensfreiheit und individuelle Verantwortung kein Platz ist, sei weder erstrebenswert noch genüge sie dem Anspruch der Nachhaltigkeit, betont Gärtner.
- Seitenzahl der Print-Ausgabe284 Seiten
- SpracheDeutsch
- HerausgeberTvR Medienverlag Jena
- Erscheinungstermin1. April 2007
- Abmessungen13.6 x 2.2 x 21.8 cm
- ISBN-103000205985
- ISBN-13978-3000205989
Produktbeschreibungen
Über den Autor und weitere Mitwirkende
Nach seinem Studium der Hydrobiologie und der Politikwissenschaft in Frankfurt am Main und Aix-Marseille schrieb Gärtner zunächst für das auflagenstarke französische Wissenschaftsmagazin Science & Vie (Paris).
1989 war er Mitbegründer eines ökologischen Wirtschaftsinformationsdienstes in Frankfurt, von 1993 bis 1996 Chefredakteur des Mitgliedermagazins einer großen Naturschutzorganisation.
Gärtner verließ diese Organisation und die „grüne“ Bewegung, weil er 1995, zu Zeiten der Berliner Weltklimakonferenz, zu der Überzeugung gelangte, daß die „Klimapolitik“ nichts anderes als eine neue Form des Klassenkampfes von oben ist.
Produktinformation
- Herausgeber : TvR Medienverlag Jena; 1., Edition (1. April 2007)
- Sprache : Deutsch
- Taschenbuch : 284 Seiten
- ISBN-10 : 3000205985
- ISBN-13 : 978-3000205989
- Abmessungen : 13.6 x 2.2 x 21.8 cm
- Amazon Bestseller-Rang: Nr. 761,539 in Bücher (Siehe Top 100 in Bücher)
- Nr. 18,352 in Gesellschaft (Bücher)
- Kundenrezensionen:
Informationen zum Autor

Edgar Ludwig Gärtner, geboren 1949 in Magdlos (heute Flieden) Kreis Fulda. Elektrolehre, Erziehung in einem katholischen Internat. Dessen Direktor Monsignore Pius B., vertrat die damals von der Amtskirche nicht anerkannte Evolutionslehre ("Orthogenese") des Jesuiten Teilhard de Chardin. Studium der Hydrobiologie und der Politikwissenschaften an den Universitäten Frankfurt am Main und Aix-Marseille/Frankreich. Abschluss: Diplôme d'Etudes Approfondies (D.E.A.) en Ecologie appliquée. In den 80er Jahren ständiger Mitarbeiter des Wissenschaftsmagazins "Science & Vie" (Paris). Lehr- und Forschungsaufträge an der Universität Münster/Westfalen und an der Gesamthochschule Kassel. Ab 1989 Mitbegründer und verantwortlicher Redakteur eines ökologischen Wirtschaftsinformationsdienstes in Frankfurt am Main. Seit 1993 selbständiger Redakteur und Berater. Als solcher bis 1996 Chefredakteur eines Naturmagazins. Bis Ende 2007 Leiter des Umweltforums des Centre for the New Europe (CNE) in Brüssel. In Deutschland und in Südfrankreich als Autor, Ghostwriter und Strategieberater tätig.
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- Naturwissenschaften: Die Klimamodelle sind untauglich, weil sie die wichtigsten Daten nicht berücksichtigen können. Bisher ist es nicht gelungen, die Zusammenhänge Ozeane / Wolken / Niederschläge / Temperatur aufzulösen. Die Rolle der Sonne wird untertrieben, damit CO2 als wichtigster Faktor bestehen bleibt. Der Autor stellt einen alternatives Modell des Wetters vor, dass u. a. El Nino besser erklären kann.
- Wirtschaftswissenschaften: Die regenerativen Energiequellen sind bisher unwirtschaftlich und müssen vom Staat (d. h. den Stromverbrauchern) mit Subventionen unterstützt werden. Die Nutzen, Kosten und Risiken von Klimawandel und Klimaschutz werden teils verzerrt dargestellt.
- Politik: Der Klimaschutz ist für den Staat ein geeigneter Anlass, seine Einflusssphäre auszuweiten. Dazu passt, dass der Umweltschutz z. T. von der NATO erfunden wurde.
- Philosophie: Hinter dem Ökologismus steht die Philosophie des Kollektivismus, er ist also gegen die Freiheit gerichtet.
Mir hat das Buch gut gefallen, weil es das Thema aus mehreren Blickwinkeln beleuchtet. Mehr zum Einfluss der Sonne siehe Calder / Svensmark: "Die Sterne steuern unser Klima". Die wirtschaftswissenschaftlichen und philosophischen Aspekte werden in Klaus: "Blauer Planet in grünen Fesseln" beschrieben.
Wenn man in Deutschland etwas gelten will, muss man sich nach Erfahrungen von Trendforscher Matthias Horx nur auf die Bühne stellen und von Knappheit predigen: Das deutsche Lied handelt vom Mangel: Mangel an Zuneigung, Mutterliebe, Solidarität, Lohn, Mitteln der öffentlichen Hand, Ruhe, Höflichkeit, Werten, Moral, Kuscheltieren - wie Knut beweist. Wo Knappheit den Diskurs bestimmt, entsteht eine Kultur des Geizes und der Angst. Alles dreht sich um Einschränkung, Sparen, Knausern, Knapsen. Die Deutschen sind Rekordhalter im Discountsektor, und sie sparen Wasser, bis die Rohre eintrocknen", schreibt Horx in seinem Fachdienst Zukunftsletter [...] Er verweist auf das Buch Verschwendung" des Redakteurs Wolf Lotter. Die Denk-Koryphäe der Zeitschrift brand eins" differenziere zwischen Verschwendung und Vergeudung. Die Natur sei ein einziges Beispiel für üppige Verschwendung. Alles protzt, prunkt, blüht, gärt, zersetzt sich, wird recycelt, beginnt von vorne. All das macht Sinn, weil es nicht vergeudet, sondern nur verschwendet", führt Horx weiter aus. Natur selbst könne sich gar nicht verschwenden, sie ist Verschwendung aus Prinzip und nur deshalb erfinderisch. Ein Markt, der nur das Nötigste" biete, werde uns allenfalls depressiv machen, aber nicht zum Handeln anregen.
Die große Erzählung vom ,Global Warming' hat die Knappheitsrhetoriker wieder ganz oben auf die Kanzel gesetzt. Nun sollen wir einhalten, umkehren, den Atem anhalten - bei der Strafe des Untergangs, bei dem wir abwechselnd gegrillt, geröstet oder überflutet werden. Aber auch Energie ist nicht wirklich knapp. Nur bestimmte Arten, mit Energie umzugehen, sind ziemlich unintelligent", so Horx. Der Energieexperte Tobias Janßen, Vorstandschef der Düsseldorfer Beteiligungsgesellschaft Goldfish Holdings [...] warnt in der Klimafrage vor Kurschlussreaktionen, blinden und strohfeuerartigen politischen Maßnahmen, wie sie zur Zeit auf der Tagesordnung von Merkel und Co. stehen. In der Klimapolitik wird zu monokausal gedacht und so getan, als ob Uno-Beschlüsse und wissenschaftliche Expertisen eine Erwärmung der Erde aufhalten. Das ist größenwahnsinnig. Hier sind zu viele Makroklempner am Werk. Diese Planungen machen ihre Gestalter anscheinend besoffen. Besser wäre es, über Wege der Anpassung an die Veränderung des Klimas nachzudenken", empfiehlt Janßen. Der Klimawandel biete nach einem Bericht der FAZ eine gute Möglichkeit, den Antiamerikanismus grün zu streichen. Die Wahrheit ist kleinteiliger. Die Amerikaner haben die Bedrohungen durch den Klimawandel längst ins Auge gefasst. Und sie sind nicht tatenlos geblieben. Vor allem in der Energieeffizienz haben sie gewaltige Fortschritte gemacht dank erheblicher Investitionen in Technologien. Ein erstes Ergebnis der Bemühungen kann sich sehen lassen: 2006 sanken die Kohlendioxid-Emissionen um 1,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, während die Volkswirtschaft um mehr als drei Prozent wuchs. Zur gleichen Zeit sind die Kohlendioxid-Emissionen in allen wichtigen Unterzeichnerländern des Kyoto-Protokolls außer Deutschland gestiegen. In Großbritannien, das sich seit kurzem leuchtend grün gibt, stiegen die Emissionen um mehr als drei Prozent", kommentiert die FAZ [...]
Radikale Ziele formulieren, ohne die eigenen Hausaufgaben zu erledigen, mache die Europäer nicht gerade glaubwürdig. Sie schreckt die Schwellenländer China, Indien und Russland sogar ab, die den Verdacht formulieren, dass Europa die wirtschaftliche Aufholjagd der armen Länder mit Umweltschutzauflagen bremsen will. Auch wollen sich die Ärmeren nicht in ihre Energiepolitik hineinregieren lassen von reichen Ländern, deren Bürger fünfmal so viel Dreck emittieren", führt die FAZ weiter aus.
Mit Pragmatismus, technischen Innovationen und einer gewaltigen Forschungsoffensive machen uns die Amerikaner vor, wie man Umweltschutz nach vorne bringt. Bush konzentriert sich auf realpolitisch sinnvolle Schritte, wie die Reduktion der Abhängigkeit vom Öl oder die Einführung von sauberer Kohleverbrennung. In Deutschland überschlagen wir uns mit Forderungen nach Steuererhöhungen, Verboten, Restriktionen, utopischen Zielen und moralischen Appellen. Das wird uns nicht weiterbringen", betont Janßen, der auch im Executive Board American Chamber of Commerce [...] tätig ist.
Der Biologe und Wissenschaftsjournalist Edgar Gärtner [...] geht noch einen Schritt weiter und analysiert in seiner Streitschrift Öko-Nihilismus" (VTR Medienverlag [...]) die wirtschafts- und gesellschaftspolitisch fragwürdige Tendenz zur Wissensanmaßung: Ein buchhalterisches Herangehen an die Ressourcenfrage mit der mehr oder weniger klaren Absicht der Rationierung bringt gar nichts. Vielmehr benötigt die physische Umsetzung der Nachhaltigkeitsidee Dinge und Verhältnisse, die erst noch erfunden werden müssen. Diese Situation erfordert einen Politikansatz, der auf den Erfindungsreichtum freier Menschen baut. Die heutige Politik tut aber genau das Gegenteil, indem sie vordringlich solche Forschung fördert, die Zukunftsängste und den dadurch geförderten Aberglauben bestärken", stellt Gärtner fest und wendet sich gegen eine Renaissance des jakobinischen Konformismus mit der Totschlagfloskel Dazu gibt es keine Alternative" von Politikern wie Kanzlerin Angela Merkel.
Es gibt zur vorherrschenden Klimapolitik immer Alternativen. Anmaßende Politphrasen bringen keine Innovationen, sondern wirtschaftliche und gesellschaftliche Verhältnisse, die Tüftlern, Spinnern und Ketzern Freiräume gewähren und jene belohnen, deren Erfindungen bekannte Probleme menschenwürdiger, effizienter und kostengünstiger lösen als herkömmliche Techniken und Systeme", schreibt Gärtner und verweist auf das Prognosedesaster der selbsternannten Umweltexperten im Club of Rome. Top-Manager, Bürokraten und Wissenschaftler aus 25 Ländern unter Führung des Fiat- und Olivetti-Vorstandes Aurelio Peccei waren Ende der 1960er Jahre ähnlich ambitioniert gestartet wie die UN-Klimabehörde IPCC. Unter Leitung von Dennis L. Meadows vom Massachusetts Institut of Technology (MIT) bastelten Betriebswirtschaftler und Systemanalytiker an einem kybernetischen Weltmodell" und schockierten die Weltöffentlichkeit mit Untergangsszenarien, die sich am Ende als heiße Luft herausstellten.
Die westlichen Volkswirtschaften mussten allerdings einen hohen politischen und wirtschaftlichen Preis für den ökologischen Alarmismus zahlen und sich mit dümmlichen Ideologen wie den früheren EWG-Wirtschaftskommissar Sicco Mansholt herumschlagen, der den Meadows-Bericht ,Grenzen des Wachstums' aufgriff und für Europa eine strenge Planwirtschaft forderte, die jedermann das Existenzminimum sichern würde sowie den Aufbau eines umweltschonenden Produktionssystems mit systematischer Wiederverwertung. Dieses Ziel wollte Mansholt mit einer merklichen Senkung des Wohlstands und einer Beschränkung der freien Verfügung über Güter erreichen. Über einen Fünfjahresplan sollte ein sauberes Produktionssystem auf der Grundlage eines geschlossenen Wirtschaftskreislaufs geschaffen werden über die Einführung eines Systems von Produktionsbescheinigungen, das Mansholt auf europäischer Ebene kontrollieren wollte. Ähnlich klingt die Planungshybris des heutigen EU-Umweltkommissars Stavros Dimas, der den Aufbau einer ,Kriegswirtschaft' fordert zur Bekämpfung des Treibhauseffektes", moniert Gärtner.
Selbst Klimaforscher bemängeln mittlerweile den brachialen Stil, mit dem eine wissenschaftliche These kanonisiert und durchgepeitscht werden soll. Wissenschaftler verfallen in einen Eifer, der geradezu an die Ära McCarthy erinnert", kritisiert Hans von Storch vom GKSS-Forschungszentrum in Geesthacht. Das führe nach Meinung des Münchner Publizisten Michael Miersch [...] zu einer Verdrängung aktueller Krisen. Wenn alle Mittel in die Klimarettung gepumpt werden, geraten Überfischung, Tropenwaldzerstörung, Luft- und Wasserverschmutzung in Entwicklungsländern aus dem Fokus. Schlimmer noch: Schon heute wird Regenwald gerodet, um Ölpalm- und Zuckerrohrplantagen für Bio-Treibstoffe anzupflanzen. Die ,Klima-über-alles'-Stimmung könnte sich zu einem massiven Umweltproblem auswachsen", befürchtet Miersch.
In einer Gesellschaft, die gerade auch in der Umwelt- und Klimapolitik auf political correctness Wert legt, wirkt schon der Titel des Buches provozierend. Um die Studie richtig einordnen zu können, muss man sich unvoreingenommen auf die Suche nach dem Wertegerüst begeben, von dem aus der Autor die politischen Entwicklungen beurteilt. So lässt er gleich zu Beginn in einer persönlichen Vorbemerkung den Leser wissen, dass er sich politisch bei den "Radikal-Liberalen" oder "Libertären" und Konservativen mit mehr oder weniger engen religiösen Bindungen" verortet. Unmissverständlicher könnte seine Positionsbestimmung auch lauten: Liberal mit religiösen Bindungen. Märkte sind für ihn nicht von sich aus frei, sondern bedürfen der politischen Gestaltung einer universal-moralisch begründeten Rahmenordnung" (S. 230). Dabei beruft Gärtner sich auch auf Friedrich August von Hayek, der wiederholt auf Bezüge zwischen Marktwirtschaft und christlicher Religion hingewiesen hat.
Wichtig für den Standpunkt des Autors ist aber auch seine Definition von Nihilismus, die im ersten Kapitel auf Seite 22 erfolgt. Nihilist sein bedeutet nicht, an nichts zu glauben, sondern nicht zu glauben an das, was ist. Der Realitätsverlust so mancher Politiker ist ein Symptom dieser Haltung. Am Schluss des Buches, im Abschnitt Ein amerikanischer Traum von Europa", wird Gärtners Weltsicht nochmals komprimiert beschrieben: Das Argumentationsmuster, mit dem Albert Camus seinerzeit totalitäre und nihilistische Entwicklungen im 20. Jahrhundert gegeißelt hat, bildet den anspruchsvollen politischen, philosophischen und letztlich auch religiösen Hintergrund des Buches. Öko-Nihilismus steht bei Gärtner für Verachtung der unveränderlichen menschlichen Natur", für Ersatz individueller Freiheitsrechte durch Wertekataloge, die Gesinnungsterror rechtfertigen" wollen. In diesen Kontext ist auch der gesunde Menschenverstand" einzuordnen, dem der Autor mit Verweis auf das Subsidiaritätsprinzip der katholischen Soziallehre sozusagen die Rolle eines generellen Problemlösers zuweist.
Vor dem Hintergrund des beschriebenen Wertegerüstes entwickelt der Autor seine harsche Kritik am Wohlfahrtsstaat und an der politischen Ökologie, wie sie sich in den letzten Jahrzehnten entwickelt haben. Aufgrund seiner intimen Kenntnisse über die Entwicklung der Umweltbewegung in Deutschland werden die verschiedensten polit-ökologischen Strömungen sowie umweltpolitische Aktionsprogramme und Maßnahmen unter die Lupe genommen. Kritik wird vor allem am Vorsorgeprinzip geübt. Wie in der Sozialpolitik des Wohlfahrtsstaates würden auch in der Umweltpolitik mit diesem Prinzip Maßnahmen , Programme, Gesetze und Verordnungen begründet, die dem Einzelnen die Luft zum Atmen rauben würden. Die Wurzeln dieser Entwicklung liegen nach Ansicht des Autors bei dem heute dominierenden jakobinschen" Primat der Politik, bei dem das Recht auf Freiheit hinter das Recht auf Existenz durch staatliche Fürsorge zurücktritt" (S. 173). Nicht zuletzt auch die Programme und Pläne für eine nachhaltige Entwicklung hätten nichts anderes zum Inhalt, als dass sie die Menschen zu ihrem Glück zwingen wollten. Nachhaltigkeit ist für Edgar Gärtner, so wie es auch die Enquete-Kommission des Bundestages Schutz des Menschen und der Umwelt" formuliert hat, kein planbarer, wissenschaftlich begründbarer Zustand, sondern eine regulative Idee" im Sinne Kants, ein offenes erkenntnistheoretisches Konstrukt, das dem menschlichen Verstand bei Such- und Lernprozessen die Richtung weist" (S.193).
Allerdings ist auch der Autor selbst nicht gefeit vor Polemik und überzogenen Positionen. Das ist beispielsweise bei den an vielen Stellen des Buches fast ideologisch anmutenden Ausführungen zu den klimapolitischen Zusammenhängen der Fall. Die Einordnung von Theorien über eine drohende Klimakatastrophe - so fragwürdig sie auch sein mögen - als von selbsternannten Hohepriestern fei erfunden" (S. 243), überschreitet nicht nur das Gebot der political correctness, sondern schneidet auch den Weg ab für eine bessere politische Bewertung von Erkenntnissen der Klimaforschung. Insgesamt fehlt die konstruktive Würdigung der Existenz globaler politischer Gestaltungsaufgaben, gerade auch in der Umwelt- und Klimapolitik. Auch so mancher vernünftige Ansatz in der Wirtschaft und Gesellschaft für den Umwelt- und Klimaschutz sowie die internationale Zusammenarbeit gehen im Kritikhagel des Autors unter. Zudem erscheint die Beschreibung der Umwelt- und Klimapolitik als ein Werkzeug der Kalten Krieger sehr eigenwillig. Auch so manche Problemgewichtung und Kritik ist unverhältnismäßig. Es wird mit Kanonen auf Spatzen geschossen. So wird beispielsweise die Agenda 21 sehr einseitig ausgelegt und in ihrer Bedeutung weit überschätzt. Das gilt auch für den Emissionshandel. Für den im Umwelt- und Klimaschutz engagierten Bürger, Wissenschaftler und Politiker bietet das Buch dann auch für den Alltag nur begrenzte Hilfestellungen. Aber es provoziert und zwingt den Leser zur Überprüfung seiner eigenen Position oder Vorurteile.
Unabhängig von seiner umwelt- und klimapolitischen Einordnung ist das Buch aber ein eindrucksvolles Plädoyer für eine freiheitliche Wirtschaft und Gesellschaft, die nicht einfach dem Laissez-faire frönt, sondern in der die individuelle Freiheit und Verantwortung des Einzelnen in den Vordergrund gestellt wird. Lesenswert ist das Buch vor allem auch deswegen, weil das Plädoyer für die Freiheit mit vielen originellen historischen Bezügen und philosophischen Darstellungen verknüpft wird. Dabei erfolgt auch eine lehrreiche, zum Teil recht eigenwillige Auseinadersetzung mit einschlägigen Philosophen, Soziologen, Historikern und politischen Strömungen.